Sigrid Hess

Copilot Pro – im Praxistest: Lohnt sich das?

18. März 2024

Kaum war vor einem knappen Jahr die Rede von Microsofts Copilot, wurde ich gefragt: „Wann machst du darüber einen Blogartikel?“ Meine Antwort: „Sobald ich ihn selbst testen kann.“ Seit Mitte Januar ist dies der Fall und nun ist der Artikel fällig. Also: Lohnt es sich für die PRO-Version Geld auszugeben? Oder tut es auch der kostenlose Bing Chat? Spoiler: Kommt darauf an.

Es geht hier nicht um Chat GPT oder andere KI-Tools, die derzeit aus jeder Ecke wachsen. Es geht konkret um Microsofts Copilot. Und zwar sowohl um die kostenlose Variante, die im Browser Edge zur Verfügung steht. Und auch um die Pro-Variante, die Firmendaten durchsucht und analysiert und auch in den Desktop-Apps verfügbar ist.

Einstieg in Bing-Copilot

Den Einstieg findet man direkt im Browser Edge, und zwar in der rechten oberen Ecke. Es öffnet sich ein „normales“ Chat-Eingabefenster, das sich nicht wesentlich von Chat GPT unterscheidet.

Alternativ kannst du auch über www.bing.com/chat gehen.

Kostenlose Variante

Bing Chat mit kostenlosem Konto

Ganz ehrlich: Mit dem, was mit einem kostenlosen Microsoft Konto angeboten wird, kommst du schon sehr weit. Der Designer ist dabei und auch das nützliche Notizbuch. Beides findest du oben neben dem Copilot.

Was ist daran so besonders? Es ist viel ausführlicher als der Chat, du hast mehr Platz. Und dein Prompt kann 18.000 Zeichen (!) haben. Das ist nützlich, wenn du längere Texte analysieren oder umschreiben möchtest.

Das Mehr für Copilot Pro

Was bekommt man darüber hinaus in der Pro-Lizenz? Einerseits den schnelleren GPT 4 Turbo (der auch bei Chat GPT Geld kostet) und andererseits – und das ist in meinen Augen das Wichtigere: firmeninterne Daten (sofern sie auf dem Exchange-Online-Server liegen), die analysiert, durchsucht, und zusammengefasst werden können.

Und das ist wirklich stark:

Copilot Pro geht also nicht nur in „die große weite Welt“, um Informationen zu suchen. Er geht auch an die „hausinternen“ Datensilos ran. Je genauer und vollständiger die Daten sind, umso exakter wird auch das Ergebnis, das Copilot abliefert.

Copilot Chat in einer Enterprise-Umgebung

Praxistest und Ergebnisse

In allen kostenlosen Varianten war ich von der Qualität der Formulierungen beeindruckt. Und zwar egal, ob es sich um eine Einleitung oder eine Gliederung für einen Vortrag handelte, eine Platzhaltervorlage für E-Mails oder um einen Artikel für das Intranet zu einer Benefiz-Veranstaltung. Zwar war das alles nichts Weltbewegendes, in Schulnoten bewertet doch immerhin ein „Gut“ mit Tendenz zum Sternchen.

Damit könnte man also schon mal getrost losgehen.

Was übrigens auch überall geklappt hat, ist die Suche nach einer Funktion in Excel. Ach ist das schön, wenn ich gerade ein Beispiel für ZählenWenn brauche oder nicht weiß, wie die Funktion eigentlich heißt. Einfach in normalem Deutsch beschreiben, was es können soll (in einer Spalte alle x zählen) dann kommt die Erklärung und die Formel.

Für all das brauchst du also kein Geld ausgeben.

Nicht geklappt hat übrigens die Suche nach einer bestimmten Einstellung in den Optionen. Da hat mich die KI glatt angelogen!

Und was mich auch nicht beeindrucken konnte, waren die Entwürfe für PowerPoint-Folien. Zwar gibt es bei Youtube zuhauf Anleitungen, wie das auch mit Chat GPT geht. Aber ehrlich: Bis ich das so angepasst habe, dass ich damit vor Menschen pärsentiere, habe ich es auch „zu Fuß“ geschafft.

Wo der Copilot bei der Nutzung von PowerPoint hilft, ist, dass er die Präsentationsfolien gleich im richtigen Format an der richtigen Stelle setzt. Inhaltlich aber? Nee. Und das gilt auch für die Designs.

Zwar sind die gewählten Bilder oft ganz hübsch, aber sie passen oft nicht. Deutlich wird das interessanterweise z.B., wenn es um Copilot selbst geht. Da wird häufig ein Flugzeug benutzt. Copilot sieht sich also außerstande, umstandslos das eigene Logo einzubinden.

Sehr gut klappt dagegen, wenn man auf E-Mails antworten lässt. Dies allerdings nur in der Outlook-Webversion und im neuen Outlook. Fürs Antworten gibt es sogar schon Schaltflächen mit Vorschlägen, so dass man die Antwort direkt schreiben bzw. sie sich vorschlagen lassen kann. Und das in überraschend guter Qualität mit sauberem Bezug auf die vorherige E-Mail.

Ebenso gut klappt das Zusammenfassen längerer E-Mails und auch die Zusammenfassung der Korrespondenz mit einer bestimmten Person oder zu einem bestimmten Thema.

In Word ist das Zusammenfassen einer Datei oder auch der Entwurf eines Textes direkt in der Anwendung möglich, was hilfreich ist. Inhaltlich geht beides auch mit den kostenlosen Tools – man muss dazu lediglich den Text vom einen ins andere Fenster kopieren.

In Excel gibt es dagegen bisher nur eine nützliche Sache im Copilot Pro, die der Rede wert ist: Eine formatierte Tabelle kann mit „Normalsprache“ analysiert werden.

Beispielsweise: „Erstelle eine Auflistung der fünf Produkte mit dem höchsten Umsatz“. Daraus wird schnell und anstandslos eine Pivot-Tabelle erstellt und die Information auch als Fließtext ausgegeben.

Das Beste aber kommt zum Schluss: Im Teams-Meeting beantwortet der Copilot Fragen! Wenn du beispielsweise zehn Minuten abgelenkt warst, gibt dir der Copilot eine Zusammenfassung. Und schon bist so wieder dabei!

Auch die Qualität der Aufgaben, die sich als Ergebnisprotokoll automatisch erstellen ließen, hat mich beeindruckt. In unserem Test hatten wir „ganz normal“ gesprochen und uns über ein geplantes Event ausgetauscht. Am Ende gab uns Copilot eine sehr ordentliche Aufgabenliste aus – inklusive den Verweisstellen auf das Transkript, wo davon die Rede gewesen war.

Mein Fazit

Wäre mein Job nicht, Menschen die Tipps und Trick in der Pro-Variante zu zeigen, würde mir die kostenlose Variante genügen. Denn die reicht völlig für den „Hausgebrauch“.

Andererseits sind die monatlichen 20 bis 30 € für Copilot Pro schnell verdient, wenn man die Zeitersparnis bedenkt, die alleine durch die Zusammenfassung-Funktion für lange Texte, Korrespondenzen oder Transkripte möglich sind.

Was denkst du? Schreibe es gerne in die Kommentare.