Sigrid Hess

Die Kunst der Pause

11. Januar 2016

Geht es Ihnen auch so? In der Zeit „zwischen den Jahren“ scheint die Welt stillzustehen. In der Industrie sind alle Rollläden runtergelassen. Viele Firmen haben Betriebsruhe. Bei uns Freiberuflern herrscht Ruhe im Posteingang wie sonst das ganze Jahr nicht. In diesen ein, zwei Wochen erwartet niemand außer der Familie meine Präsenz. Was ich in dieser Zeit wohl alles machen kann…
Ausschlafen, ein bisschen herumtrödeln, die Steuererklärung machen, an drei Hemden endlich die Knöpfe annähen, ins Kino gehen, die Schubladen in der Diele ausmisten, Sport machen, Blogartikel verfassen und einfach ohne Uhr durch den Tag gehen.

Ja was denn nun: mache ich Pause oder erledige ich mal endlich all die Dinge aus der Kategorie „vielleicht/irgendwann“? Kann ich beides gleichzeitig tun? Wie nutze ich die Zeit am besten? Was tut mir gut? Was lädt die Batterien wieder auf? Ist es nicht kontraproduktiv einen Plan zu machen?

Meine wichtigste Erkenntnis: wenn ich mir freigebe und stundenlang einfach mit einem Schmöker auf dem Sofa liege – dann mache ich das mit Hingabe und ohne Anflug eines schlechten Gewissens. Denn wenn ich Pause mache mit dem Gedanken „eigentlich sollte ich…“ dann entspanne ich nicht wirklich, die Pause ist nicht genutzt. Weder das eine noch das andere Ziel ist am Ende erreicht.

Entspannung entsteht also in erster Linie in meinen Gedanken. Für die richtigen Gedanken und eine Klarheit für mich selbst brauche ich also einen (rudimentären) Plan für die Zeit. Sonst komme ich nicht wirklich in die Entspannung und ärgere mich am Ende noch über die in meinen eigenen Augen „vertrödelte“ Zeit.

Bis hierher sind das meine subjektiven Beobachtungen und Befindlichkeiten. Einiges davon lässt sich Nutzen stiftend in den Arbeitsalltag umsetzen:

1. Halten Sie feste Pausenzeiten ein. Gehen Sie dazu weg vom Arbeitsplatz, geben Sie sich Abstand.

2. Finden Sie heraus, was Ihren persönlichen Akku wieder auflädt in der Pause: Gespräche oder eine stille Mahlzeit? Ein Spaziergang oder die Lieblingsmusik per Kopfhörer? Verteidigen Sie Ihre Pause, sie steht Ihnen zu und erhält Ihre Energie für den Rest des Tages.

3. Wenn Pläne gemacht werden, prüfen Sie sie immer wieder auf Plausibilität. Greifen Sie rechtzeitig ein bzw. kommunizieren Sie es, wenn der Plan nicht (mehr) passt.

4. Versuchen Sie, dem Arbeitsalltag Rhythmen zu geben. Zuerst die Pausenzeiten. Aber darüber hinaus vielleicht: Eine morgendliche Kurzbesprechung, damit alle wissen, was heute anliegt; feste Zeiten zur E-Mail-Bearbeitung; eine Kurzbesprechung am Freitag, in der gezielt Gelungenes der Woche gewürdigt wird.

5. Versuchen Sie im Team Ihren Beitrag zu einem guten und kooperativen Miteinander zu leisten, in dem Geben und Nehmen in Balance ist.

Das hat wunderbar Bernhard von Clairveaux auf den Punkt gebracht:

„Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt, während jene wartet, bis sie gefüllt ist. Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter. Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen, und habe nicht den Wunsch, freigiebiger zu sein als Gott. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird sie zur See. Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen und dann ausgießen. Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen. Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selber schlecht umgehst, wem bist du dann gut? Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle; wenn nicht, schone dich.“

Ich wünsche Ihnen für das neue Jahr viele Momente des Auftankens. In der Ruhe und im Miteinander.

Bodensee – Manzeller Bucht

Zum Weiterlesen:
Steiner, Verena: Energiekompetenz, Pendo-Verlag, 2005

Frank, Gunter; Storch, Maja: Die Mañana-Kompetenz: Entspannung als Schlüssel zum Erfolg, Piper Taschenbuch, 2011

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Effizienz-Booster: Die 4 x 1 Regel

1. Dezember 2014

„Wir suchen eine einfache Methode, um Zeitverschwendungen in den Griff zu bekommen!“ ist ein immer wieder genannter Wunsch in meinen Seminaren. Hier ist ein kleines Modell, das trotz aller Einfachheit viel Kraft entfaltet. Die 4 x 1 Regel ist griffig und eignet sich bestens, um das Miteinander im Team reibungsarm zu gestalten.

1 Seite – für Protokolle und Berichte

„Keep ist short and simple“ – Alles wirklich Wichtige kann auf einer Seite zusammengefasst werden! Nutzen Sie die 1-Seite Regel für alles, was Sie an Dokumentation zur Selbstverwaltung des Teams erzeugen. Wo die Dokumentation definitiv länger sein muss, investieren Sie als Ersteller die Zeit in eine kurze Zusammenfassung als „Service für Querleser“. Den Begriff habe ich bei Heiko Mell abgeschaut, der seit mindestens 20 Jahren in den VDI-Nachrichten /1/ eine sehr gute Karrierebaratung schreibt.

1 Stunde – für Besprechungen

Das möchte ich sogar mit einem „maximal“ ergänzen. Das gilt für interne Teammeetings. Wenn Sie einen Kunden treffen, sind die Vorzeichen natürlich andere. Jede Besprechung hat eine – einseitige! – Agenda und danach wird ein einseitiges Protokoll erstellt. Toll, wenn aus der Agenda auch gleich das Protokoll gemacht werden kann, weil beides auf derselben Dokumentvorlage aufbaut. /2/
Wenn Sie OneNote verwenden, nutzen Sie die Besprechungsdetails

und die Infos aus Echtzeitprotokolle mit OneNote.

1 Minute – für Sofort-Aufgaben

Was weniger als 1 Minute dauert, wird sofort erledigt! Dieser Tipp ist zwar nicht neu, aber das macht ihn nicht schlechter! Denn jedes Denken an eine Aufgabe bindet Aufmerksamkeit und lässt die gefühlte To-Do-Liste auf die Länge der Donau anwachsen. Schreiben Sie doch einmal drei Tage lang alle diese 1-Minuten-Aufgaben eines Tages als Stichwort auf und haken Sie dieses mit einem satten grünen Stift ab. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit zur Abwechslung auf Geleistetes statt auf zu Erledigendes und schauen Sie, ob das nicht neue Energien freisetzt. /3/

Ein weiterer Gedanke hierzu: Manche Aufgaben bleiben liegen, weil „ich da heute keine Zeit dazu habe“. Die Frage ist: Ist es realistisch, dass das Zeitproblem an einem anderen Tag kleiner ist? Wenn Ihre Atwort darauf „eher nicht…“ lautet, gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder sie kommunizieren gleich, dass Sie diese Aufgabe nicht erledigen können oder sie machen sie sofort. Das ist krass? Vielleicht, aber die Alternative dazu ist deine Aufgabenliste, die lang und länger wird.

1 Tag – Zeit lassen für wichtige Entscheidungen

Trotz allem: lassen Sie sich nicht hetzen, bei Dingen, die weitreichende Konsequenzen haben. Nicht umsonst „schläft man mal drüber“. Tun Sie das, bei allen Entscheidungen, deren Horizont über ein Jahr hinausgeht.

Anmerkungen

/1/ VDI Nachrichten; Wochenzeitung. Den „Service für Querleser“ gibt es nur in der Printversion. Herrn Mell kann man auch online lesen: http://www.vdi-nachrichten.com/Management-Karriere/Karriereberatung-Heiko-Mell
/2/ Hahner, Markus ; Wilke-Thissen, Elisabeth: Microsoft Word 2010 – das Ideenbuch für schlaue Vorlagen und Formulare. 1. A.. München: Microsoft Press, 2012.
/3/ Steiner, Verena: Energiekompetenz : produktiver denken, wirkungsvoller arbeiten, entspannter leben ; eine Anleitung für Vielbeschäftigte, für Kopfarbeit und Management. 9. Aufl.. München, Zürich: Pendo, 2005.

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